Bluttest 2.0: Kein Pieks, nur die Periode
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Isabelle Guenou ist CEO von theblood, einem Start-up, das Menstruationsblut für diagnostische Zwecke analysiert. Dr. med. Malina Helms, medizinische Beraterin von theblood, bringt ihre Expertise als Ärztin in das Unternehmen ein. Gemeinsam haben sie das Potenzial von Menstruationsblut für die Frauengesundheit erkannt und möchten mit ihrer Technologie Selbsttests von zuhause ermöglichen.
Von Andrea Buzzi, Podcast-Host E-Health-Pioneers, 03. Oktober 2024
Das Stigma brechen: Menstruationsblut als Diagnosemittel
Andrea Buzzi: Isabelle, ich habe von deiner Investorin von euch erfahren. Ist euer Business zu peinlich für Männer?
Isabelle Guenou: Es kommt auf die Perspektive an, aber ich finde unser Thema nicht peinlich. Menstruation ist leider immer noch tabuisiert, aber peinlich sollte das Thema nicht sein. Wir machen einen großen Schritt für die Frauengesundheit. Lustigerweise haben wir auch männliche Fans!
Andrea Buzzi: theblood klingt auch ein bisschen wie der Titel eines Vampirfilms. Wie seid ihr auf den Namen gekommen?
Isabelle Guenou: Wir wollten einen kraftvollen und direkten Namen, der das Thema klar benennt. Viele Jahre war das Thema Menstruation in der Werbung mit blauen Flüssigkeiten und Happy Faces dargestellt – wir wollten das Gegenteil. theblood passt perfekt.
Wertvolle Biomarker im Menstruationsblut
Andrea Buzzi: Malina, warum hat man Menstruationsblut erst jetzt für die Diagnostik entdeckt?
Dr. Malina Helms: Das hat mit dem „Gender Data Gap“ zu tun – Frauen wurden in klinischen Studien oft ignoriert. Menstruationsblut wurde schlichtweg als Abfallprodukt angesehen. Erst durch die Entwicklung von Produkten wie Menstruationstassen können wir es sinnvoll nutzen, und es enthält viele wichtige Biomarker, die uns wertvolle Erkenntnisse liefern können.
Andrea Buzzi: Isabelle, wie funktioniert die Analyse eurer Tests genau?
Isabelle Guenou: Wir haben ein Testkit entwickelt, das mit Menstruationstassen funktioniert. Die Nutzerinnen sammeln das Blut in einer Tasse, füllen es in ein Röhrchen und schicken es an unser Labor. Innerhalb von 48 Stunden gibt es dann die Ergebnisse.
Der Prozess und die möglichen Erkenntnisse
Andrea Buzzi: Wie erfahre ich die Ergebnisse, und was sagen sie mir?
Isabelle Guenou: Sobald die Probe ausgewertet ist, erhalten die Nutzerinnen ihre Ergebnisse online. Zukünftig planen wir, eine Videosprechstunde anzubieten, um Fragen direkt mit Fachärzten klären zu können.
Dr. Malina Helms: Genau. Die Ergebnisse sollen verständlich sein, und bei besonderen Fragestellungen helfen dann unsere Fachärzte in der Sprechstunde.
Vorteile und Ziele der Technologie
Andrea Buzzi: Welche Vorteile bietet euer System Frauen gegenüber herkömmlichen Bluttests?
Isabelle Guenou: Ein großer Vorteil ist, dass kein Pieksen nötig ist. Menstruationsblut enthält zudem Proteine und Biomarker, die andere Bluttests nicht erfassen können. Es ist besonders spannend für Frauen mit hormonellen Ungleichgewichten oder entzündlichen Erkrankungen wie Endometriose.
Andrea Buzzi: Und auf welche Krankheiten testet ihr konkret?
Isabelle Guenou: Wir testen auf hormonelle Veränderungen wie frühe Menopause, Fruchtbarkeit oder Entzündungsmarker. Langfristig könnten auch Marker für Endometriose oder HPV integriert werden.
Dr. Malina Helms: Wir sehen auch Potenzial in der Krebsfrüherkennung, insbesondere für Gebärmutter- oder Eierstockkrebs. Menstruationsblut könnte hier sehr wichtige Informationen liefern.
Frauen als selbstbestimmte Patientinnen
Andrea Buzzi: Welche Zielgruppen profitieren am meisten von eurer Technologie?
Isabelle Guenou: Viele unserer Kundinnen haben bereits Symptome und fühlen sich oft von ihren Ärzten nicht gehört. Sie suchen nach Antworten und wissen oft genau, welche Hormone sie testen wollen. Unsere Tests ermöglichen es ihnen, ihre Gesundheit besser zu managen.
Andrea Buzzi: Welche Rückmeldungen habt ihr bisher erhalten?
Isabelle Guenou: Die Frauen sind begeistert, dass sie endlich Klarheit über ihre Beschwerden bekommen. Viele berichten, wie emotional es für sie ist, ihre Proben abzugeben und Antworten auf lange unbeachtete Fragen zu erhalten.
Ausblick und zukünftige Visionen
Andrea Buzzi: Was sind eure nächsten großen Ziele für theblood?
Isabelle Guenou: Wir stehen kurz vor unserer Marktzulassung und planen, unsere Tests noch in diesem Jahr auf den Markt zu bringen. Langfristig wollen wir weltweit agieren und das Thema Frauengesundheit revolutionieren.
Dr. Malina Helms: Ich hoffe, dass wir in Zukunft mit Menstruationsblut Krankheiten wie Eierstockkrebs frühzeitig erkennen können. Das wäre ein riesiger Fortschritt.
Andrea Buzzi: Was motiviert euch persönlich, an dieser Vision weiterzuarbeiten?
Isabelle Guenou: Ich selbst habe Endometriose und musste acht Jahre auf eine Diagnose warten. Das möchte ich anderen Frauen ersparen und ihnen helfen, ihre Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen.
Dr. Malina Helms: Es ist unglaublich spannend, an einer so bahnbrechenden Technologie mitzuarbeiten. Wir könnten die Diagnostik und Prävention von Frauenkrankheiten revolutionieren.
Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview beruht auf dem Podcast-Interview #112: Bluttest 2.0 – kein Pieks, nur die Periode vom 03. Oktober 2024 produziert von der PR-Agentur The Medical Network.