Live bei ByteFM: E-Health kommunizieren – wie Andrea Buzzi mit The Medical Network Vertrauen in digitale Gesundheit schafft
Zwischen Konzerttipps und Kulturköpfen kommen im StadtMagazin auf ByteFM auch Gesundheitsinnovationen zur Sprache: Andrea Buzzi live zu Gast bei Moderatorin Paula Bühler. Im ausführlichen Gespräch spricht die Gründerin von The Medical Network und Host des Podcasts E-Health Pioneers über ihre Anfänge als Krankenschwester, ihre Leidenschaft für digitale Gesundheitskommunikation und warum Vertrauen der Schlüssel zum Erfolg von E-Health ist.
Von Paula Bühler, Podcast-Host ByteFM, 28. Mai 2025
Was ist eigentlich E-Health?
Paula Bühler: Du bist Gründerin von The Medical Network, einer PR-Agentur, die sich auf das Thema E-Health spezialisiert hat. Was genau versteht man eigentlich unter E-Health?
Andrea Buzzi: E-Health ist im Grunde alles, was in der Gesundheitsversorgung mithilfe von Technologie funktioniert – vom digitalen Anamnesebogen in der Arztpraxis über KI-gestützte Bilddiagnostik bis hin zu Gesundheits-Apps wie den DIGA-Anwendungen. Es gibt viele Begrifflichkeiten – „Digital Health“, „E-Health“, „Telemedizin“ – aber sie alle beschreiben das gleiche Ziel: Patient:innen besser zu versorgen durch digitale Lösungen. Und genau das machen wir bei The Medical Network: Wir sorgen dafür, dass diese Innovationen bekannt werden – bei Ärzt:innen, in der Gesellschaft und in den Medien.
Digitale Gesundheitsanwendungen: Mehr als nur Lifestyle-Apps
Paula Bühler: Du hast schon Apps erwähnt – was gibt es denn da für konkrete Anwendungen?
Andrea Buzzi: Es gibt inzwischen viele Anwendungen, die Diagnostik, Prävention und Behandlung ergänzen. Einige Hausärzte bieten bereits Patienten-Apps an, über die man Termine buchen, Symptome eingeben oder sogar einen Schweregrad einstufen kann. Außerdem gibt es Geräte wie sogenannte Health-Boxen, in denen man selbstständig EKG, Blutdruck und Gewicht messen kann.
Ein großes Feld sind die DIGAs – also Digitale Gesundheitsanwendungen, die von Ärzt:innen verschrieben werden können. Die helfen zum Beispiel bei Migräne, unterstützen in der Krebstherapie oder begleiten bei chronischen Erkrankungen. Ich finde das großartig, weil es den Patient:innen hilft, zwischen den Arztbesuchen besser mit ihrer Krankheit umzugehen.
Prävention statt Reaktion: Warum Daten so wichtig sind
Paula Bühler: Gerade in der Prävention können solche digitalen Tools eine wichtige Rolle spielen, oder?
Andrea Buzzi: Total. Es geht darum, gesund zu bleiben – und das ist oft das Schwierigste. Digitale Tools können helfen, besser auf sich zu achten, zum Beispiel durch Blutzucker-Tracking mit einem Sensor oder durch Wearables, die uns Hinweise auf unsere Herzgesundheit geben. Das Ziel ist, durch Daten Muster zu erkennen, die auf ein Gesundheitsrisiko hinweisen, und dann frühzeitig gegenzusteuern. Prävention wird so konkret – und nicht nur ein schönes Wort.
Kommunikation für digitale Medizin: Was macht The Medical Network?
Paula Bühler: Und wie unterstützt ihr als Agentur eure Kunden konkret?
Andrea Buzzi: Unsere Aufgabe ist es, Vertrauen zu schaffen. Wir sprechen mit Gründer:innen, mit Ärzt:innen, mit Forschenden – und überlegen, wie wir ihre Geschichten so erzählen, dass Menschen Lust bekommen, diese digitalen Gesundheitslösungen auszuprobieren. Das gilt auch für medizinisches Fachpersonal, das überzeugt werden muss. Unser Ziel ist es, Komplexität runterzubrechen, Technologie zugänglich zu machen und dabei immer evidenzbasiert zu arbeiten.
Vom Krankenschwesterberuf in die Digitalbranche
Paula Bühler: Du bist ursprünglich Krankenschwester und hast sechs Jahre lang gearbeitet, unter anderem im UKE. Was hat dich damals an dem Beruf gereizt?
Andrea Buzzi: Ich wollte raus aus meinem Dorf, einen anspruchsvollen Beruf ergreifen – und bin in Hamburg gelandet. Die Ausbildung war großartig. Ich habe auf der Knochenmarktransplantation gearbeitet, da ging es um Hochtechnologie für sehr kranke Menschen. Auch Schmerztherapie mit computergestützten Pumpen war damals schon ein Thema. Diese technologische Seite der Pflege hat mich schon früh fasziniert – und begleitet mich bis heute.
Von der Pflege zur Kommunikation: Warum Andrea Buzzi BWL studierte
Paula Bühler: Wie kam dann der Schritt in Richtung Kommunikation und PR?
Andrea Buzzi: Ich wollte Krankenhausmanagement studieren, aber das war Anfang der 2000er noch ein ganz neuer Studiengang. Beim Arbeitsamt riet man mir zu BWL – „damit können Sie hinterher auch im Krankenhaus aufräumen“, hieß es. Also habe ich BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert. Und heute helfe ich, das Gesundheitswesen kommunikativ mitzugestalten – über die Medien und mit den Tools der digitalen Welt.
Der Start von The Medical Network
Paula Bühler: 2008 hast du die Agentur FRAU WENK gegründet, zehn Jahre später THE MEDICAL NETWORK. Was war der Auslöser?
Andrea Buzzi: Es war der Moment, in dem Tech und Health zusammengewachsen sind – Roboter, KI, Software-as-a-Service in der Medizin. Ich habe gesehen, dass mein Wissen aus der Pflege und mein digitales Know-how jetzt zusammenpassen. Warum sollte Gesundheit nicht auch Spaß machen – mit Gamification, tollen User Interfaces und smarter Technologie? Genau das ist unser Ansatz bei THE MEDICAL NETWORK.
KI, Vertrauen und der richtige Umgang mit Gesundheitsdaten
Paula Bühler: Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema – viele haben da aber auch Sorgen. Wie siehst du das?
Andrea Buzzi: KI ist ein riesiger Fortschritt. Ärzte können nicht jede neue Studie lesen – aber eine gute KI kann helfen, Diagnosen zu unterstützen oder die passende Therapie vorzuschlagen. Natürlich muss das sicher sein, aber die Technik ist heute deutlich weiter als früher. Wir brauchen jetzt einen Paradigmenwechsel: vom krankheitsgetriebenen Gesundheitssystem hin zu echter Gesundheitsförderung. Und dafür ist KI ein Schlüssel.
Vertrauen durch Kommunikation – aber evidenzbasiert
Paula Bühler: Wie unterscheidet sich eure PR-Arbeit von klassischer Unternehmenskommunikation?
Andrea Buzzi: Der große Unterschied ist: Wir arbeiten evidenzbasiert. Es geht nicht um Lifestyle, sondern um Gesundheit – da zählt die Wirkung. Deshalb achten wir sehr darauf, wie wir Produkte beschreiben, welche Studien es gibt, ob es DIGA-Zulassungen oder Medizinprodukt-Zertifizierungen gibt. Unsere größte Stärke ist, dass wir Drittmeinungen erzeugen – also unabhängige Berichte in Ärztemedien oder Wirtschaftsmagazinen. Das schafft echte Reputation.
Warum ein Podcast für E-Health?
Paula Bühler: Du hast auch einen eigenen Podcast, E-Health Pioneers. Wie kam es dazu?
Andrea Buzzi: Die Idee entstand ganz spontan mit meiner Assistentin – keiner von uns hatte je einen Podcast gemacht. Inzwischen sind wir bei Folge 127! Ich sehe das als mein Herzensprojekt, weil wir dort mit Gründer:innen, Wissenschaftler:innen und Innovator:innen sprechen – immer mit dem Ziel, Hürden abzubauen und Lust auf digitale Gesundheit zu machen. Es ist nicht technisch, nicht belehrend, sondern einfach inspirierend.
Gesundheitskompetenz beginnt bei uns selbst
Paula Bühler: Social Media ist voller Gesundheitsinformationen – wie kann man da vertrauenswürdige Inhalte finden?
Andrea Buzzi: Der wichtigste Ansprechpartner bleibt der Arzt oder die Ärztin. Wir versuchen, auch die Fachkreise mit Studien und Informationen zu versorgen, damit sie Patient:innen digitale Lösungen empfehlen können. Aber auch Social Media kann ein Einstieg sein – wenn die Quellen stimmen. Es gibt inzwischen gute offizielle Verzeichnisse, etwa vom BUNDESGESUNDHEITSMINISTERIUM, oder Tools wie PERPLEXITY AI, mit denen man Informationen gut gegenprüfen kann.
Hamburg als Gesundheitsstandort der Zukunft
Paula Bühler: Du bist seit deinem 18. Lebensjahr in Hamburg. Was bedeutet dir die Stadt?
Andrea Buzzi: Hamburg ist für mich Klarheit, Kontinuität, Innovationskraft – und ein hanseatisches Verständnis von Geschäft. Ich schätze die Verlässlichkeit hier sehr. Außerdem ist Hamburg inzwischen auch ein starker Gesundheitsstandort – mit dem HAMBURG HEALTH NETWORK, Health-Apéros und Projekten wie den Medikamentendrohnen zwischen Krankenhäusern. Da passiert schon viel mehr, als viele denken.
Longevity statt Lifestyle: Ein Blick in die Zukunft
Paula Bühler: Wohin geht die Reise für dich persönlich und beruflich?
Andrea Buzzi: Ich beschäftige mich gerade viel mit Longevity – also der Frage, wie wir die geschenkten Lebensjahre gesund verbringen. Es darf nicht sein, dass Prävention ein Luxus ist. Ich will daran arbeiten, Gesundheit demokratischer zu machen. Das motiviert mich – denn nur wenn alle Zugang zu guter digitaler Gesundheitsversorgung haben, haben wir echten Fortschritt erzielt.
Anmerkung der Redaktion: Dieses Transkript basiert auf dem Interview „Andrea Buzzi zu Gast im Stadtmagazin von ByteFM“ vom 28. Mai 2025. Die Sendung wurde produziert vom Radiosender ByteFM in Hamburg.
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