Frau ePA klärt auf – Warum die elektronische Patientenakte eine Chance für alle ist

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Kerstin Schmitz ist Projektleiterin für die ePA-Kommunikation bei der mkk– meine krankenkasse. Auf LinkedIn ist sie unter dem Namen „Frau ePA“ bekannt und hat sich zur Mission gemacht, die elektronische Patientenakte (ePA) verständlich, transparent und nahbar zu erklären – jenseits von Bürokratendeutsch und Techniksprech. Mit über 4.500 Follower:innen ist sie mittlerweile eine der sichtbarsten Stimmen zum Thema ePA. Herzlich willkommen, Kerstin Schmitz.

Von Andrea Buzzi, Podcast-Host E-Health-Pioneers, 16. Januar 2025

Die ePA ist da – und sie ist besser als ihr Ruf

Andrea Buzzi: Kerstin, hast du eigentlich selbst schon eine ePA?
Kerstin Schmitz: Klar! Ich habe meine ePA schon 2021 eingerichtet – als eine der Ersten bei uns in der MKK. Damals war sie noch ziemlich leer, das hat sich mittlerweile geändert. Ich bin überzeugt: Die ePA hat riesiges Potenzial – für Patient:innen, Ärzt:innen und das ganze System.

Andrea Buzzi: Wie viele Menschen werden deiner Einschätzung nach tatsächlich widersprechen?
Kerstin Schmitz: Viele erwarten eine große Welle – doch die Realität sieht anders aus. Die Deloitte-Studie ging von 33 % aus, in der E-Health-Community rechnet man mit unter 5 %. Bei uns in der mkk sehen wir aktuell Widerspruchsquoten von nur 2 bis 5 %. Das liegt auch daran, dass wir transparent und positiv kommunizieren. Und wichtig: Es gibt nicht nur „ja“ oder „nein“ – auch Teilwidersprüche sind möglich.

Fakten statt Panikmache: Die größten Irrtümer über die ePA

Andrea Buzzi: Welche Mythen hörst du immer wieder – und wie räumt ihr damit auf?
Kerstin Schmitz: Es kursieren viele Halbwahrheiten. Zum Beispiel: „Wenn ich meine Gesundheitskarte verliere, sind meine Daten weg“ – völliger Quatsch. Oder: „Die Krankenkasse kann in meine ePA schauen“ – auch falsch!
Mit unserer Kampagne – z. B. in Form von Videoreihen unter dem Label Frau ePA – entkräften wir diese Mythen. Unser Ziel: Einfach erklären statt Angst machen.

Andrea Buzzi: Lass uns ein paar ePA-Behauptungen prüfen – Fakt oder Fantasie?

  • „Krankenkassen können auf alle Daten in der ePA zugreifen.“
    Fantasie. Krankenkassen haben keinerlei Leserechte.

  • „Versicherte können selbst entscheiden, welche Ärzt:innen welche Daten einsehen dürfen.“
    Fakt. Volle Kontrolle – Zugriffsrechte lassen sich individuell vergeben.

  • „Die ePA ist die einzige Akte, in der künftig medizinische Daten gespeichert werden.“
    Fantasie. Ärzt:innen und Kliniken führen weiterhin ihre eigenen Patientenakten.

Reichweite gegen Reichweiten – Wie Krankenkassen der Kritik begegnen

Andrea Buzzi: Wie nimmst du die öffentliche Berichterstattung zur ePA wahr?
Kerstin Schmitz: Überraschend sachlich. Eine Analyse zeigt: 69 % der Berichterstattung ist neutral, nur 9 % klar negativ. Aber leider sind genau diese 9 % oft besonders laut – wie zum Beispiel der MDR-Beitrag, in dem ein Jurist zum Widerspruch aufruft. Das wirkt – auch wegen der Reichweite.

Andrea Buzzi: Wie geht ihr mit solchen Botschaften um?
Kerstin Schmitz: Mit Haltung und Fakten. Wir reagieren nicht empört, sondern erklären. Und: Wir klären nicht nur extern auf, sondern auch intern. Alle MKK-Mitarbeitenden bekommen verständliche Informationen – teilweise sogar über interne Podcast-Folgen.

„Einfach machen – weil’s einfacher ist“: So kommuniziert Frau ePA

Andrea Buzzi: Welcher Content hat bei dir am meisten Reichweite erzielt?
Kerstin Schmitz: Ein Beitrag, in dem ich erklärt habe, warum Krankenkassen überhaupt zur ePA informieren. Der hat über 90.000 Impressionen bekommen – mit gerade mal 4.500 Follower:innen. Das zeigt: Es gibt großes Interesse – wenn man verständlich kommuniziert.

Andrea Buzzi: Wie kommuniziert die MKK konkret zur ePA?
Kerstin Schmitz: Wir nutzen alle Kanäle: persönliche Briefe, Onlineformulare, Social Media, Intranet, FAQ-Seiten und Mitarbeiterschulungen. Der Ton ist dabei entscheidend – nicht technokratisch, sondern nahbar und lösungsorientiert.

Andrea Buzzi: Gibt es genug Widerspruchskanäle – oder zu viele?
Kerstin Schmitz: Das ist eine Gratwanderung. Der Zugang muss niedrigschwellig sein – online, telefonisch, vor Ort oder per Post. Aber wir merken: Viele informieren sich erst, bevor sie entscheiden. Das ist ein gutes Zeichen.

ePA als Schlüssel zur Gesundheitszukunft

Andrea Buzzi: Was würdest du Skeptiker:innen sagen – warum sollten sie der ePA eine Chance geben?
Kerstin Schmitz: Weil es um ihre eigene Gesundheit geht. Wer eine chronische Erkrankung hat oder viele Medikamente einnimmt, profitiert sofort – durch weniger Papier, weniger Doppeluntersuchungen, mehr Übersicht.
Mein Lieblingssatz: „Die ePA nimmt dir nicht die Kontrolle – sie gibt sie dir zurück.“

Andrea Buzzi: Was ist dein persönlicher USP der ePA?
Kerstin Schmitz: Für mich ist das die digitale Entlastung im Alltag: Keine Papierakten mehr, keine Arztberichte, die ich hinterhertragen muss, keine vergessenen Medikationspläne. Und langfristig: ein riesiger Datenschatz für bessere Prävention, Forschung und Versorgung.

 

Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview beruht auf dem Podcast-Interview #118: Frau ePA spricht vom 16. Januar 2025, produziert von der PR-Agentur The Medical Network.